Das
Licht fällt meist trübe in die Wohnstube und taucht das Mädchen,
um dessen alltägliches Leben und Erleben es hier zwei Stunden lang geht,
in ein diffuses Licht. Mimmi (Sophie Aigner) ist Abiturientin, und sie hat so
gar nichts von der hippen Aufgeregtheit ihrer Generation.
Sie senkt den Kopf oder
dreht ihn zur Seite und erzählt allein mit dieser simplen Geste schon von
der ihr eigenen Scheu. Sie liegt lange neben ihrem kurzfristigen Liebhaber im
Halbdunkel und macht dann auf brutale Weise das Licht an. Sie schaut andächtig
von ihrem Schreibtisch auf jene Winterlandschaft, welche eine von vielen ungewöhnlichen
Impressionen eines ungewöhnlichen Berlin-Films ist. Der Film der dffb-Absolventin
Angela Schanelec zeigt nur oberflächlich Bilder einer Jugend - von Klassenarbeiten,
einer unerwarteten Schwangerschaft oder fröhlichen Tanzen am Schwimmbecken.
Vielmehr geht es um das Verhältnis dieses Menschen zu seiner Umgebung,
dessen suchenden, beobachtenden, Blick in die Welt, deren Geheimnisse es erst
zu erobern gilt. Von der Tonspur dröhnt gnadenlos die Außenwelt von
Straßenverkehr und Vogelgezwitscher, während die Nahaufnahme das
schweigende Mädchen in seiner eigenen Gedankenwelt zeigt. Die Kamera führt
ihr Objekt nicht vor, sondern verharrt in Ruhe vor den Alltagsvorrichtungen
der 18jährigen. So ertastet der Film überaus sensibel die Seelenlandschaft
dieses jungen Mädchens in einer Welt, die sich in winterlichen Stadt-lmpressionen
von kahlen Alleen und verschneiten Brücken als eine ganz ungemütliche
zeigt. (Die
Welt 03.06.1999)
www.deutsches-filminstitut.de/f_films.htm