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Das Deutsche Filminstitut
- DIF startete mit Unterstützung des Frauen-
und des Kulturdezernats der Stadt Frankfurt am Main im Februar 2001
das Projekt f_films: female filmworkers in europe.
Mit dem Aufbau einer Datenbank soll der umfangreiche und kontinuierliche
Beitrag, den Regisseurinnen, Kamerafrauen, Drehbuchautorinnen und Produzentinnen
zum europäischen Kino geleistet haben, dokumentiert und sichtbar
gemacht werden. f_films versteht sich als Korrektiv und Ergänzung
traditioneller Filmforschung und Filmgeschichtsschreibung.
Ausgangsbasis der Recherche und Dokumentation bildet die Datenbank des
DIF, die allein 2500 deutsche Filme nachweist, an deren Entstehung Frauen
maßgeblich beteiligt waren.
Bei der Suche nach Projektpartnern stellte sich heraus, dass die European
Coordination of Film Festivals/ Working Group Women and Film - mit
Unterstützung der European
Cultural Foundation, Amsterdam und des Ministeriums
für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes NRW
- ebenfalls eine Datenbank zur Erfassung der Filme initiiert hat , die
auf den europäischen Frauenfilmfestivals gezeigt wurden und werden.
Die beiden Initiativen bündelten ihre Kräfte und ließen
die Daten in eine gemeinsame Datenbank einfließen. Da das DIF über
die notwendige Kompetenz und Kapazität in der Recherche und Datenpflege
verfügt, wurde das Projekt beim DIF angesiedelt. Diese Kooperation
sichert den kontinuierlichen Ausbau der Datenbank f_films und fördert
die Zusammenarbeit der Frauenfilmfestivals in Europa.
Hilfreiche Unterstützung
bei der Recherche gewähren uns außerdem die Freunde
der Deutschen Kinemathek in Berlin, die Export-Union
des Deutschen Films und IRIS,
das Dokumentationszentrum des Internationalen Frauenfilmfestivals in Créteil,
um nur einige Partner zu nennen.
Schwerpunkte von
f_films
Während die Frauenfilmfestivals die Datenbank kontinuierlich mit
den aktuellen Filmen ihrer Festivalprogramme ergänzen, hat das DIF
als besonderen Forschungschwerpunkt von f_films die Pionierinnen der Stummfilmzeit
und das junge europäische Kino bearbeitet. Im Unterschied zu den
Arbeiten der 70er und 80er Jahre, die unter dem Label "Frauenfilm"
Eingang in die Filmgeschichtsschreibung fanden, werden die Leistungen
der Pionierinnen des Stummfilms nur von wenigen Filmwissenschaftler/innen
erforscht. Zumindest für den deutschen Stummfilm konnte diese Forschungslücke
geschlossen werden. Die Studie "Filmpionierinnen in Deutschland"
von Gabriele Hansch und Gerlinde Waz belegt anhand von 700 Filmographien
eindrucksvoll, dass die Geschichte des Deutschen Films nicht nur von Männern
geschrieben wurde. Die Studie "Filmpionierinnen in Deutschland. Ein
Beitrag zur Filmgeschichtsschreibung", wurde im Rahmen eines von
der Frauenforschung des Berliner Senats geförderten Projektes erstellt.
Die Ergebnisse der Studie sind zum großen Teil in f_films eingeflossen.
Was das junge europäische Kino betrifft, so ist die Zahl der Nachwuchsregisseurinnen
und -kamerafrauen in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Doch auch
hier gab es bislang keine systematische Erfassung des Filmschaffens, die
Aussagen erlauben würden über die Kontinuität dieser Arbeit
und das Durchsetzungsvermögen der jungen Frauen beim Film; oder darüber,
ob selbst im Zeitalter des sogenannten Postfeminismus Themen behandelt
und Perspektiven eingenommen werden, die individuelle Ansätze überschreiten.
Zwischenbilanz
f_films umfasst inzwischen über 4000 Filmtitel. Einer großer
Teil stammt von den am Projekt beteiligten Frauenfilmfestivals. Da es
sich um Katalogdaten handelt, findet der Nutzer/ die Nutzerin auch zahlreiche
Biografien und Inhaltsangaben, in diesem Fall auch zu nicht-europäischen
Filmen und Filmemacherinnen. In Anbetracht der großen Datenmenge
konnten die Angaben zu den nicht-europäischen Filmen beim Abgleich
allerdings nicht überprüft werden.
Pionierinnen
des Stummfilms
In der ersten Phase des Projekts stellen wir die Pionierinnen des deutschen
Stummfilms vor, die weitgehend unbekannt sind, wie. z.B. Olga Wohlbrück
und Iwa Raffay, die ersten Regisseurinnen in Deutschland, oder Fern Andra,
die bereits 1915 ihre eigene Produktionsfirma gründete. Auch das
Werk Rosa Portens - die ältere Schwester von Henny Porten - die zu
den ersten Drehbuchautorinnen zählt, wird nur wenigen bekannt sein.
Mit welchen Schwierigkeiten sich die Biographieforschung konfrontiert
sieht, die sich auf die Spuren jener vergessenen Künstlerinnen begibt,
kann man in dem Artikel "Weibliche
Biographieforschung in der frühen Filmgeschichte" (Gabriele
Hansch/Gerlinde Waz)
nachlesen.
Auf Portraits und Biographien bekannter Filmkünstlerinnen wie Leni
Riefenstahl, Thea von Harbou, Lotte Reininger u.a. wurden aus diesem Grund
in der ersten Phase verzichtet, ihre Filme sind jedoch in der Datenbank
enthalten und über den Filmtitelindex oder Freitextsuche recherchierbar
(s. auch "Recherche").
Erschließung
der Dokumente und Nutzung der Datenbank
Neben detaillierten
Filmographien können die Nutzer/innen zusätzliche Bild- und
Textdokumente wie Fotografien, Inhaltsangaben, Filmkritiken, Biographien
und Interviews recherchieren. Das Material wurde digitalisiert und in
die Datenbank eingebunden. Die inhaltliche Erschließung der Dokumente
baut auf den langjährigen Erfahrungen des DIF auf. Sie ermöglicht
neben Freitextsuche auch strukturierte Suchmöglichkeiten, so dass
sich Filmreihen zusammenstellen oder zu wissenschaftlichen Arbeiten die
passenden Filme finden lassen. Potentielle Nutzer/innen der Datenbank
sind Filmfestivals, Archive, Dokumentationszentren, Programmkinos, Universitäten,
Schulen und andere Bildungseinrichtungen, Fraueninitiativen etc.
Literatur
Ally Acker: Reel
Women: Pionneers of the Cinema, 1986 to the Present. New York 1991
Jackie Buet (Hg):
Films de Femmes. Six Générations de Réalisatrices.
Paris 1999
Cinegraph: Lexikon
des deutschsprachigen Films. Hrsg. von Hans-Michael Bock
Frauen und Film.
Hrsg. von Annette Brauerhoch, Gertrud Koch, Renate Lippert, Heide Schlüpmann
Gabriele Hansch
/ Gerlinde Waz: Filmpionierinnen in Deutschland. Ein Beitrag zur Filmgeschichtsschreibung.
Abschlußbericht. Berlin 1998, 502 Seiten (unveröff.)
Claudia Lenssen:
Departure
from the Women's Corner'. Women - Filmmakers in Germany Today.In:
Kino. Exportunion of German Cinema (4/2001), S. 6-13 (eng)
Petra Mioc: Das
junge französische Kino. Zwischen Traum und Alltag. St. Augustin
2000
Heide Schlüpmann:
Unheimlichkeit des Blickes: Das Drama des frühen deutschen Kinos.
Hrsg. in Zsarb. mit dem Deutschen Filmmuseum Frankfurt. Basel 1990
Amy L. Unterburger
(Hg.): The St. James Woman Filmmakers Encyclopedia: Women on the Other
Side of the Camera, Detroit [u.a.] 1999
Kontakt
Kerstin Herlt
Tel.: +49 (0) 69 96 12 20 621
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